Spotlight Dominik Graf

Jeder schreibt für sich allein

28.09.2024
16:00
Uhr
Schloßtheater
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Ein Film von Dominik Graf und Felix von Boehm nach dem Buch von Ana­tol Regnier
Mit anschlie­ßen­dem Film­ge­spräch mit Dominik Graf, Felix von Boehm, Con­stan­tin Lieb und Ana­tol Regnier

Konn­te man sich als guter, gar über­ra­gen­der Schrift­stel­ler mit dem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regime arran­gie­ren? Was hielt Autoren wie Erich Käst­ner oder Hans Fal­la­da davon ab, nach der Macht­über­nah­me Hit­lers zu emi­grie­ren? Wel­che Hal­tung ent­wi­ckel­ten sie dem Natio­nal­so­zia­lis­mus gegen­über in ihrem Schrei­ben, Den­ken und Emp­fin­den? Wie steht ihr Ver­hal­ten im Kon­trast und Kon­flikt mit bekann­ten Exil­au­to­ren wie Klaus und Tho­mas Mann? Wie ist es mög­lich, dass gestan­de­ne Geis­tes­grö­ßen sich nicht unmit­tel­bar distan­zier­ten, son­dern viel­leicht sogar mit dem Regime sym­pa­thi­sier­ten, dem Ruf und der Ästhe­tik einer „deut­schen Kunst“ folg­ten oder ein­fach wegschauten?

Ange­regt von Ana­tol Regniers gleich­na­mi­gem Buch, unter­nimmt der Fil­me­ma­cher Dominik Graf mit Jeder schreibt für sich allein den Ver­such, sich eini­gen der zwi­schen 1933 und 1945 in Deutsch­land geblie­be­nen Schrift­stel­lern und Schrift­stel­le­rin­nen zu nähern. Gott­fried Benn, Erich Käst­ner, Jochen Klep­per, Hans Fal­la­da, Hanns Johst, Ina Sei­del oder Will Ves­per: Mit lei­den­schaft­li­cher Neu­gier führt uns Ana­tol Regnier wie ein For­schungs­rei­sen­der in die ver­schie­de­nen Bio­gra­phien, besucht die für Leben und Wir­ken der Por­trä­tier­ten bedeut­sa­men Orte, taucht ein in die Schrif­ten und Archive.

Anhand von Gesprä­chen mit dem Autor und Kunst­his­to­ri­ker Flo­ri­an Illies, der Kunst­kri­ti­ke­rin und ‑his­to­ri­ke­rin Julia Voss, der Jour­na­lis­tin und Schrift­stel­le­rin Gabrie­le von Arnim, dem Lyri­ker und Essay­is­ten Albert von Schirn­ding, dem His­to­ri­ker und Publi­zis­ten Chris­toph Stölzl und dem Film­pro­du­zen­ten Gün­ter Rohr­bach dis­ku­tiert der Film das kom­ple­xe Ver­hält­nis zwi­schen Kunst, Leben und poli­ti­schem Han­deln, Anpas­sung und Par­tei­nah­me, Auto­no­mie und Kom­pli­zen­schaft bis in die Gegen­wart hin­ein.Jeder schreibt für sich allein ist ein fas­zi­nie­ren­der Film­essay, eine Spu­ren­su­che mit unge­wis­sem Aus­gang. Wel­che inne­ren und äuße­ren Wider­sprü­che pro­vo­zier­te das Leben und Arbei­ten unter dem Regime? Wie ging die kom­men­de Gene­ration mit den Taten und Posi­tio­nie­run­gen der Vor­bil­der und Väter um? Was lehrt uns das über die Gegen­wart, die womög­lich wie­der an einer Zei­ten­wen­de ange­kom­men ist? Und, vor allem: Wie sicher kann ein Mensch sich sei­ner selbst sein?

D 2023 – Regie: Dominik Graf & Felix von Boehm – Dreh­buch: Ana­tol Regnier, Dominik Graf, Con­stan­tin Lieb – Kame­ra: Flo­ri­an Mag, Mar­kus Schind­ler, Nic­las Reed Midd­le­ton, Pierre Nativel, Sven Jakob-Engel­mann – Schnitt: Clau­dia Wolscht – Pro­duk­ti­on: Lupa Film – DF – FSK 12 – 169 min