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James Bald­win zum 100. Geburts­tag: I Am Not Your Negro

28.09.2024
21:30
Uhr
Schloßtheater
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Als der US-Schrift­stel­ler James Bald­win im Dezem­ber 1987 starb, hin­ter­ließ er ein 30-sei­ti­ges Manu­skript mit dem Titel Remem­ber This House. Das Buch soll­te eine per­sön­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit den Bio­gra­fien drei­er enger Freun­de wer­den, die alle bei Atten­ta­ten ermor­det wur­den: Mar­tin Luther King, Mal­colm X und Med­gar Evers. Die per­sön­li­chen Erin­ne­run­gen an die drei gro­ßen Bür­ger­recht­ler ver­knüpft Bald­win mit einer Reflek­ti­on der eige­nen, schmerz­haf­ten Lebens­er­fah­rung als Schwar­zer in den USA.

I Am Not Your Negro schreibt Bald­wins furio­ses Frag­ment im Geis­te des Autors fil­misch fort und ver­dich­tet es zu einer bei­ßen­den Ana­ly­se der Reprä­sen­ta­ti­on von Afro-Amerikaner:innen in der US-Kul­tur­ge­schich­te. Bald­wins Wor­te ertö­nen über Archiv­fo­tos, Film­aus­schnit­te und Nach­rich­ten-Clips der 1950er und 60er Jah­re, die noch von Ras­sen­tren­nung und einer bei­nah voll­kom­me­nen Unsicht­bar­keit der Schwar­zen in Holly­wood geprägt waren; sie erzäh­len von der For­mie­rung der schwar­zen Bürger:innenrechtsbewegung und Bald­wins kom­pli­zier­tem Ver­hält­nis zur Black-Power-Move­ment. In einer küh­nen Erwei­te­rung des lite­ra­ri­schen Texts spannt der Film den Bogen bis in die Jetzt­zeit: zur noch heu­te gegen­wär­ti­gen wei­ßen Poli­zei­ge­walt gegen Schwar­ze, den Ras­sen­un­ru­hen von Fer­gu­son und Dal­las und der Black-Lives-Matter-Bewegung.

In einem hoch­po­li­ti­schen Pro­zess der Aneig­nung schreibt I Am Not Your Negro damit die US-Geschich­te aus einer bis heu­te unter­drück­ten Per­spek­ti­ve neu. Der aus Hai­ti stam­men­de Regis­seur Raoul Peck wur­de für sei­nen mit­rei­ßen­den Doku­men­tar­film-Essay auf der Ber­li­na­le 2017 mit dem Pan­ora­ma-Publi­kums-Preis aus­ge­zeich­net und für den Oscar nominiert.

USA 2016 – Regie: Raoul Peck – Kame­ra: Hen­ry Ade­bo­no­jo, Bill Ross, Tur­ner Ross – Schnitt: Alex­an­dra Strauss – Musik: Alex­ei Aigui – Eng­lisch mit deut­schen Unter­ti­teln – FSK 12 – 93 min