Artists in Residence

Jour­nal über das Scheitern

28.09.2024
17:00
Uhr
Ort wird noch bekannt gegeben

Wie lan­ge darf ich krank, wie lan­ge unpro­duk­tiv sein? Wie lan­ge und wie groß darf ich in mei­nen sozia­len und beruf­li­chen Auf­ga­ben schei­tern? Wo schei­te­re ich im all­täg­li­chen Leben, erfül­le nicht die Erwar­tun­gen mei­ner Mit­men­schen, bin zu lang­sam, zu lei­se, zu unent­schie­den, zu müde, ent­täu­sche mich selbst? Und was muss nach dem Schei­tern pas­sie­ren, damit es nach­träg­lich gesell­schaft­lich legi­ti­miert wird? Viel­leicht eine offi­zi­el­le Dia­gno­se wie Burn­out und danach eine gesun­de Lebens­wei­se mit Bio­hack­ing-Antei­len, um doch wie­der pro­duk­tiv genug zu sein? Wel­che Selbst­op­ti­mie­rungs­zwän­ge lau­ern sogar in Momen­ten des Versagens?

Aus­ge­hend von dem drü­cken­den Gefühl, eine per­ma­nen­te Pflicht zum Erfolg zu haben, fül­len die bei­den Künst­le­rin­nen Rike Hopp­se und Son Lewan­dow­ski fil­misch und lite­ra­risch ein Jour­nal mit Gedan­ken zum Miss­erfolg, Abbre­chen, Auf­ge­ben und zu Momen­ten des Zusam­men­bruchs, fra­gen danach, wie sich Schei­tern per­sön­lich anfühlt und wer es wie von außen fest­macht. Und weil sogar der Miss­erfolg in neo­li­be­ra­len Erzäh­lun­gen pro­duk­tiv gemacht wird und Schei­tern als Chan­ce und hero­isch erzählt wird, wid­men sich die bei­den den lei­sen, ver­meint­lich pro­fa­nen Momen­ten und Gefüh­len des Versagens.

Nach drei Mona­ten Resi­denz in Rhei­ne und Müns­ter geben die bei­den Resi­denz­le­rin­nen einen ers­ten Ein­blick in ihr lite­ra­risch-fil­mi­sches Jour­nal über das Schei­tern. Für das Jour­nal haben sie sich ent­schie­den, weil es pri­vat und öffent­lich funk­tio­niert, kei­ne ein­ge­spiel­te Erzäh­lung oder Form anbie­tet und sowohl Platz für die Recher­che selbst als auch deren poe­ti­sche Bewäl­ti­gung gibt.