Mut­zen­ba­cher

● 19.9.2022, 18:00 Uhr
→ Schloß­thea­ter

Ein Film von Ruth Beckermann

Öster­reich 2022 – Regie: Ruth Becker­mann – Dreh­buch: Ruth Becker­mann & Claus Phil­ipp – Kame­ra: Johan­nes Ham­mel – DF – 100 min

Seit mehr als hun­dert Jah­ren wird der Roman Jose­fi­ne Mut­zen­ba­cher oder Die Geschich­te einer Wie­ne­ri­schen Dir­ne wegen sei­ner lust­vol­len Dar­stel­lung kind­li­cher und weib­li­cher Sexua­li­tät kon­tro­vers bespro­chen. Anonym publi­ziert und über vie­le Jahr­zehn­te dem öster­rei­chi­schen Schrift­stel­ler Felix Sal­ten (Bam­bi) zuge­schrie­ben, wur­de er zeit­wei­se ver­bo­ten und gleich­zei­tig als wie­ne­ri­sche Lite­ra­tur von Welt­rang gefeiert.

Mit einem Zei­tungs­auf­ruf lädt Ruth Becker­mann zu einem Cas­ting für einen Film ein, der den bekann­ten por­no­gra­fi­schen Roman zur Grund­la­ge hat: „Män­ner zwi­schen 16 und 99 Jah­ren gesucht“. Der Film kon­fron­tiert in einer ehe­ma­li­gen Sarg­fa­brik in Wien hun­dert Leser mit Aus­zü­gen aus dem Werk. Und wie im rich­ti­gen Leben evo­ziert die Lek­tü­re “anstö­ßi­ger Pas­sa­gen“ auch am Film­set Erin­ne­run­gen, ero­ti­sche Vor­stel­lun­gen, aber auch Ableh­nungs­re­ak­tio­nen, Distan­zie­rungs- und Recht­fer­ti­gungs­stra­te­gien. Wir leben und lie­ben in einer Zeit, in der Sex mehr denn je all­ge­gen­wär­tig ist, aber gleich­zei­tig auf ein mora­lisch hoch­gra­dig auf­ge­rüs­te­tes Umfeld trifft. 

Ruth Becker­mann über ihren Film: „Heu­te ist Sex in allen Medi­en. Zugleich ist Sex kein The­ma. Wie kann das sein? Woher kommt die Art und Wei­se, wie die west­li­che Welt mit Sexua­li­tät umgeht? Das Geheim­nis muss im Beicht­stuhl gestan­den, vor dem Poli­zis­ten zuge­ge­ben und dem Arzt ver­trau­lich mit­ge­teilt wer­den. Wer spricht also über Sex? Der Pfar­rer, der Papst, der Rich­ter, der Medi­zi­ner und die Medi­en. Mit die­sem Film habe ich unter ande­rem ver­sucht, die­se Hege­mo­nie für einen Moment aufzubrechen.“

Bei der Ber­li­na­le 2022 aus­ge­zeich­net als Bes­ter Film der Sek­ti­on Encounters.